Eine Pressemitteilung des Landtagsabgeordneten Max Deisenhofer (Bobingen) erweckt den Eindruck, dass im Zugverkehr auf der Strecke von Ulm über Augsburg nach München und zurück heute weniger Fahrgäste unterwegs wären als vor der Corona-Pandemie. Das ist nicht der Fall.
„Die endgültige Auswertung der Fahrgastzahlen für das Jahr 2024 liegt noch nicht vor, aber wir sehen auf allen Linien im Augsburger Netz 2024 ein Fahrgastwachstum im deutlich zweistelligen Prozentbereich gegenüber dem ersten Halbjahr 2023, so dass die Größenordnungen von vor der Pandemie inzwischen auf jeden Fall wieder erreicht und meist sogar übertroffen werden“, so Fabian Amini, Geschäftsführer von Arverio. „Die Sorge des Abgeordneten, ‚dass viele Menschen die Geduld verloren haben und wieder aufs Auto umgestiegen sind‘, wird für das Augsburger Netz nicht von den Zahlen gedeckt.“
Was aus der Pressemitteilung von Herrn Abgeordnetem Deisenhofer auf den ersten Blick nicht ersichtlich wird, sich aber bei einem Klick auf die hinterlegte Landtagsanfrage zeigt: Der Abgeordnete argumentiert mit dem Vergleich von Vor-Corona-Zahlen aus dem Jahr 2019 mit Zahlen vom ersten Halbjahr 2023. Dies sind die aktuellsten verfügbaren Daten – aber sie sind eben mehr als eineinhalb Jahre alt und aus verschiedenen Gründen überhaupt nicht aussagekräftig. Denn damals folgten mehrere Ausnahmesituationen aufeinander, die im ersten Halbjahr 2023 zu niedrigeren Fahrgastzahlen geführt hatten: Im ersten Halbjahr 2023 konnte Arverio neben kurzfristigem Personalmangel im Juni vor allem wegen großer Fahrzeugprobleme am Jahresbeginn nur einen stark reduzierten Fahrplan gewährleisten, dann war wegen Bauarbeiten wochenlang kein Betrieb zwischen Augsburg und Donauwörth möglich, danach wurden die Stellwerke bestreikt, und zudem fielen reihenweise Züge wegen eines Schadens an der Oberleitung aus.
In einer weiteren Passage seiner Pressemitteilung kritisiert der Abgeordnete, dass seit Dezember 2024 bei einigen Verbindungen zwischen München und Dinkelscherben – Ulm die Anschlüsse in Augsburg nicht mehr passen; dies war tatsächlich der Fall, wurde aber bereits behoben – die Anschlüsse klappen seit dem 20.1. wieder.